Artgerechte, bedarfsgerechte und tiergerechte Fütterung von Zierfischen

Aktualisiert am von Maike Wilstermann-Hildebrand

Bei der Fütterung von Zierfischen im Aquarium oder im Gartenteich musst du die Bedürfnisse der Fischart und auch die des einzelnen Tieres berücksichtigen und geeignetes Futter geben.

Artgerechte Fütterung

Zur artgerechten Fütterung gehört die Wahl des passenden Futters und seiner Darreichungsform. Pflanzenfresser, Allesfresser und räuberische Fische haben einen an ihre Ernährungsweisen angepassten Verdauungsapparat. Raubfische haben einen Magen, mit einem durch Salzsäure stark saurem Milieu (pH-Wert 2 bis 4). Die Magenschleimhaut bildet Pepsinogen, das durch die Magensäure in das eiweißspaltende Enzym Pepsin umgewandelt wird. Dadurch ist die Verdauung von Eiweiß bei Raubfischen sehr effektiv. Im Darm werden Enzyme gebildet, die Stärke, Zucker und Fette aufspalten. Weil Raubfische wenig Kohlehydrate aufnehmen, reicht ihnen ein kurzer Darm. Pflanzenfresser haben keinen Magen, aber einen sehr langen Darm, um ihre Nahrung effektiv verwerten zu können. Die Leber erfüllt Aufgaben im Kohlehydrat- und Fettstoffwechsel. Ungeeignete Nahrung kann zu Stoffwechselstörungen,  Leberverfettung und zum Tod der Tiere führen. Zu viel Lebendfutter oder zu viel (tierisches) Eiweiß ist für Herbivore genauso schädlich wie zu viele Kohlehydrate für Raubfische.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wahl der geeigneten Aminosäurequelle. Raubfische und Pflanzenfresser benötigen die gleichen Aminosäuren, die sie aber unterschiedlich gut aus tierischen oder pflanzlichen Quellen (z. B. Ei, Fischmehl, Insektenmehl, Soja oder Getreide) gewinnen können. Ein Futter, das die Bedürfnisse aller Zierfische gleichermaßen erfüllt, kann es darum nicht geben. Warmblüterfleisch (z. B. Rinderherz) ist für alle Zierfische als Nahrung ungeeignet.

Tierische und pflanzliche Eiweißquellen

Bei der Vergesellschaftung von Räubern und Herbivoren ist also nicht nur ihre Größe entscheidend, sondern auch, ob eine artgerechte Ernährung bei der Vergesellschaftung sichergestellt werden kann.

Bedarfsgerechte Fütterung

Fische sind wechselwarme Tiere. Ihre Stoffwechselaktivität und ihr Nährstoffbedarf sind abhängig von der Wassertemperatur. Je wärmer es ist, desto schneller arbeitet die Verdauung. Ist es kalt, ist der Energiebedarf gering. Die Tiere fressen weniger und verwerten das Futter langsamer. Besonders augenscheinlich ist das bei Fischen im Gartenteich, die im Winter nicht gefüttert werden müssen und im Frühjahr zunächst nur wenig Nahrung annehmen.

Jungfische, Tiere in der Balz, eiertragende Weibchen und Paare, die Brutpflege betreiben, haben einen erhöhten Bedarf Nährstoffe und Energie. Heranwachsende Tiere benötigen besonders proteinreiches Futter (30 bis 50 %) zum Aufbau ihrer Körpermasse. Bekommen Fische Futter mit zu hohem Proteingehalt oder mit falscher Aminosäurezusammensetzung, können sie dieses nur zu einem geringen Teil verwerten und scheiden größere Mengen Stickstoffverbindungen aus. Dadurch wird das Wasser belastet.

Ausgewachsene Tiere werden darum mit weniger Eiweiß, dafür mit mehr Kohlehydraten gefüttert, die ihnen die nötige Energie liefern. Ein übermäßiges Angebot lässt die Tiere jedoch verfetten. Sie bilden Körperfett und lagern Glykogen als Reservestoff in der Leber ein, was zu Leberversagen führen kann. Bei einer bedarfsgerechten Fütterung muss die Futtermenge und seine Zusammensetzung an Eiweißen und Kohlehydraten im Futter an die Lebensphase der Tiere und an die gerade herrschenden Umweltbedingungen angepasst sein.

Tiergerechte Fütterung

Die tiergerechte Fütterung geht noch einen Schritt weiter, weil sie auf die individuellen Bedürfnisse eines Tieres eingeht. Sie umfasst die artgerechte- und bedarfsgerechte Fütterung, berücksichtigt aber auch seine Eigenarten und seinen Gesundheitszustand.

Manche Fischarten nehmen Futter von der Oberfläche, andere aus dem Freiwasser oder vom Grund. Nacht- oder dämmerungsaktive Arten benötigen ihre Ration nach dem Abschalten der Beleuchtung. Das Futter muss eine passende Größe und eine geeignete Konsistenz haben.
Kugelfische benötigen zwingend hartschalige Futtertiere wie Muscheln, Schnecken oder Krebstiere, damit sich ihre Zähne im richtigen Maß abnutzen.

Für Oberflächenjäger muss ganzjährig sichergestellt sein, dass sie ausreichend geeignete Anflugnahrung bekommen. Bei einigen herbivoren Welse ist Holz für ihre Verdauung unverzichtbar. Spezialfuttermittel mit Antiparasitika oder Pro- und Präbiotika müssen gezielt gegeben werden. Nicht in allen Fällen ist eine Anreicherung des Futters mit Vitaminen oder Mineralstoffen sinnvoll.
Eine tiergerechte Fütterung ist die Grundlage für ein langes, gesundes Fischleben. Als Halter müssen wir über die arttypischen Ansprüche unserer Fische informiert sein, ihren Bedarf erkennen und sie dann tiergerecht füttern.

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