Aktualisiert am von Maike Wilstermann-Hildebrand
Die Efeuschildlaus stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum. Begünstigt durch den Klimawandel, breitet sie sich immer weiter nach Norden aus. 2014 trat sie zum ersten Mal in Baden-Württemberg auf. 2023 gab es die ersten Sichtungen in Dänemark und Südschweden (Gertson 2024) und in diesem Jahr sitzen die Schädlinge in Massen auf unserem Efeu.
Neozoen aus dem Süden
Die Invasion der Efeuschildlaus (Aspidiotus hedericola) ist nicht unbemerkt geblieben. Weil aber ihre natürliche Heimat in Europa ist und ihre Ausbreitung auf natürlichem Wege erfolgt, gibt es keine Bemühungen sie durch gezielte Bekämpfungsmaßnahmen zu stoppen. Anders als beim Buchsbaumzünsler, der Asien stammt und hier keine natürlichen Feinde hat, kommt die Schildlaus aus dem Mittelmeerraum zusammen mit einem Gegenspieler. Der Strichfleckige Schildlaus-Marienkäfer (Chilocorus bipustulatus) ist nämlich auch schon da. Im Mittelmeergebiet ist der sehr häufig. Weil er als sehr guter Schildlaus-Vertilger gilt, wurde bereits vor über 100 Jahren versucht ihn in den USA als Nützling auszuwildern. In Mitteleuropa war es der Schildlaus und Käfer früher zu kalt. Sie konnten den Winter nicht überstehen. Inzwischen sind Frosttage selten geworden und beide Arten erobern sich neuen Lebensraum im Norden.
Strichfleckiger Schildlaus-Marienkäfer
Der Marienkäfer ist zwischen 2,7 und 4 Millimeter lang. Er ist glänzend schwarz oder braun und hat drei rote Flecken auf den Flügeldecken, die oft zu einem Band zusammenlaufen. Kopf, Fühler und Beine sind rötlich braun. Die Larven sind bräunlich mit einer hellen Querbinde und schwarzen mit Borsten besetzten Auswüchsen. Die Puppen sind grauschwarz. Die Tiere sind von April bis Oktober aktiv. Sie fressen unter anderem Efeu-Schildläuse (Aspidiotus hedericola), Oleander-Schildläuse (Aspidiotus nerii) und Kiefer-Schildläusen (Marchalina hellenica). Eine Larve frisst während ihrer Entwicklung etwa 100 Schildläuse und der erwachsene Käfer in seiner 3-monatigen Lebensspanne etwa 360.
Strichfleckiger Schildlaus-Marienkäfer mit zwei seiner Larven auf der Unterseite eines Efeublatts.
Efeu-Schildlaus
Aspidiotus hedericola ist eine Schildlaus aus der Familie der Deckelschildläuse (Diaspididae). Die Tiere sind gelborange und oval bis rundlich. Sie sind von einem transparenten, weißlichen Schild bedeckt, der einen Durchmesser von 1 bis 2 mm hat. Die Schildläuse sitzen auf der Blattober- und Blattunterseite bevorzugt entlang der Blattadern. Sie saugen Pflanzensaft und verursachen dadurch zunächst gelbliche Chlorosen. Später können ganze Blattbereiche austrocknen und absterben. Diese Schildlaus wird vor allem an Efeu gefunden, tritt aber auch an anderen Pflanzen auf. Zu ihren natürlichen Feinden gehören neben verschiedenen Arten von Marienkäfern auch die in Mitteleuropa heimische Gemeine Florfliege (Chrysoperla carnea).
Das Dilemma
Die Schildlaus gilt nicht als Quarantäneschädling oder invasive Art und muss nicht zwingend bekämpft werden. In den meisten Fällen ist der Befall nicht so stark, dass die Pflanzen Schaden nehmen. Ist der Befallsdruck aber so – wie bei uns – sehr hoch, ist es kaum möglich, dass der Strichfleckige Schildlaus-Marienkäfer oder auch verwandte einheimische Arten es schaffen werden, die Schildlaus im Garten vollständig oder auch nur bis zu einer tolerierbaren Schadschwelle zu vertilgen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln schädigt aber nicht nur die Schildlaus, sondern auch die Nützlinge. Die Schildlaus wird sich wegen ihrer höheren Reproduktionsrate von dem Eingriff wohl schneller erholen. Es wird wohl etwas dauern, bis sich hier ein natürliches Gleichgewicht einspielt, mit dem alle Beteiligten gut leben können.
CARL-AXEL GERTSSON (2024): Första fyndet av sköldlusen Aspidiotus hedericola Leonardi, 1920 i Skandinavien (Hemiptera, Coccomorpha, Diaspididae).- Ent. Tidskr. 145 (2024)